Moorbad, Fango - Wikipedia

08/01/2014 02:23

Moorbad

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Frau nach einem Moorbad, Darstellung auf einer Ansichtskarte von 1927

Ein Moorbad ist ein Voll- oder Teilbad in mit Wasser vermischtem Badetorf, der in Mooren abgebaut wird. Moorbäder werden in vielen Kurorten angeboten, lassen sich aber auch zu Hause in der Badewanne zubereiten. Frisch zubereiteter Badetorf besitzt jedoch eine bessere Heilwirkung. Moorbad bzw. Moorheilbad ist auch eine Zusatzbezeichnung für Kurorte, die Mooranwendungen anbieten.

Ein Schlammbad ist eine Thermalwasser-Badeanlage, bei der (meist heilkräftiges) Schlammsediment durch Untertauchen oder Bestreichen auf die Haut aufgetragen wird. Siehe dazu den Artikel über „Fango“. In der Türkei existiert beispielsweise ein Schlammbad in Sultaniye nahe Dalyan. In den USA waren selbst hergestellte Schlammbäder ein Partygag.

Die wirksamen Bestandteile des Torfs sind erst zum Teil analysiert. Unter Medizinern ist teilweise umstritten, welche Beschwerden durch Moorbäder und -packungen gelindert oder geheilt werden können. Die Verwendung von Moor bzw. Badetorf ist ein Teil der Balneotherapie.

Schon Paracelsus hat "Moor" als Heilmittel bei verschiedenen Erkrankungen empfohlen. In der Neuzeit sollen Soldaten Napoleons für die Einrichtung der ersten deutschen Moorbäder gesorgt haben, nachdem sie diese in Ägypten kennengelernt hatten. Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte ließ nach der Völkerschlacht bei Leipzig für die Truppen das erste Kurbad mit Mooranwendungen in Bad Nenndorf einrichten. Allerdings soll es schon 1802 ein Moorbad in Bad Pyrmont gegeben haben. Im 19. Jahrhundert entstanden Moorbäder in zahlreichen europäischen Kurorten, u. a. in Marienbad (1813), Franzensbad (1827) Karlsbad (1836) und Bad Aibling (1845).

Wirkung

Wirkung allgemein

Badetorf ist ein sehr guter Wärmespeicher, der die Wärme lange hält und bei einem Bad langsam an den Körper abgibt, und zwar deutlich langsamer als Wasser. Hierbei sind sogenannte „wässrige“ Moorbäder, die man auch in der Badewanne anwenden kann, weniger wirksam als dickbreiige Moorbäder, die die Wärme deutlich länger speichern und langsamer an den Körper abgeben. Deshalb nutzt man Moorbäder als so genannte Überwärmungsbäder mit einer Temperatur bis zu 46 Grad Celsius, die in diesem Medium als weniger heiß empfunden werden. Etwa 20 Minuten im Moorbad lassen die Körpertemperatur um etwa zwei Grad ansteigen, was einem künstlichen Fieber entspricht. Durch die Erwärmung des Körperkerns sollen endokrine und vegetative Regelkreise beeinflusst werden, was sich indirekt positiv auf das Immunsystem auswirken und den Stoffwechsel anregen soll. Außerdem entspannt sich durch die Wärme die Muskulatur. Eventuell eintretende Herz-Kreislaufprobleme können mit einem Herzkühler umgangen werden.

Bekannt ist, dass der Badetorf unter anderem entzündungshemmende Substanzen wie Huminsäuren enthält. Bei Moorpackungen, die nur mit umschriebenen Hautarealen in Verbindung kommen, sollen Huminsäuren das wirksame Agens darstellen. Den Moorbehandlungen wird ferner eine nachhaltig entspannende Wirkung auf das Nervensystem zugeschrieben.

Die Beeinflussung des Hormonhaushalts konnte in klinisch experimentellen Studien mit dickbreiigen Moorvollbädern nachgewiesen werden, wobei hier auch im Torf konservierte und regional unterschiedlich auftretende Pflanzenkonstellationen eine Rolle spielen könnten. Selbst bei Unfruchtbarkeit wurden statistisch relevante Erfolge erzielt. Die medizinische Forschung hierzu ist aber längst nicht abgeschlossen.

Dickbreiige Variante

Bei der dickbreiigen Variante wird die allgemeine Wirkung ergänzt durch einen Schwebeeffekt wegen der verglichen mit Wasser wesentlich geringeren Verdrängung, durch den eine relative Schwerelosigkeit gegeben ist und der den gesamten Gelenkapparat des Körpers für die Dauer des Bades weitestgehend entlastet. Damit eignet sie sich auch zur Behandlung rheumatischer Beschwerden und anderer Gelenkserkrankungen.

Hygiene und Recycling

Aus hygienischen Gründen ist ein Gemeinschaftsbad in Moor bzw. Badetorf nicht empfehlenswert. Als Bestandteil einer Kur sind Einzelbäder in der Wanne üblich, wobei der Torf jeweils nur einmal verwendet werden sollte.

In anerkannten Moorheilbädern wird der einmalig verwendete gemahlene Torf zurück in die Abbaugebiete verbracht, nach mehrjähriger Regenerationsphase erneut abgebaut und wiederverwendet.

Indikationen

Von Medizinern werden Moorbäder empfohlen bei:

Kontraindikationen

Nicht zu empfehlen sind Moorbäder bei:

 

FANGO

Fango (italienisch fango, Plural fanghi: Schlamm, Schmutz, heilender Schlamm) ist ein Mineralschlamm vulkanischen Ursprungs und wird in der Peloidtherapie verwendet. Obwohl sie ähnlich in Anwendung und Wirkungsweise sind, werden aufgrund unterschiedlicher Aufbereitung und Zusammensetzung grundsätzlich zwei Arten von Fango unterschieden: organischer und anorganischer Fango.

Der organische bzw. gereifte Fango

Italien gilt als das Ursprungsland des Fangos und nimmt somit auch eine Sonderstellung ein. Historische Quellen belegen, dass schon römische Legionäre die Heilkräfte des vulkanischen Heilschlamms zu schätzen wussten. Der italienische Fango setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Thermalwasser, Fangoschlamm (Lehm bzw. Ton) und der Zugabe von Algen und Mikroorganismen, welche für den biologischen Reifeprozess (Maturation) verantwortlich sind. Dieser Reifeprozess dauert mindestens 60 Tage an.

Eine Sonderstellung nimmt die wohl bekannteste Fangoregion Italiens ein, die Euganeischen Hügel bzw. das Euganeische Becken, mit seinen Kurorten Abano, Montegrotto, Galzignano und Battaglia. Diese Region wird mit einem besonderen Thermalwasser versorgt, dessen Quellen in den Alpen entspringen und sich dann ihren Weg unterirdisch durch die verschiedensten Gesteinsschichten bis in die Ebene des Euganeischen Beckens suchen, um dort als Artesischer Brunnen an die Oberfläche zu gelangen. Das Thermalwasser ist salz-, iod- und bromhaltig und hat eine Ausgangstemperatur von 80 bis 85 °C. Mit dieser Temperatur wird das Wasser permanent über die mit dem Fangoschlamm gefüllten Reifebecken geleitet, was wiederum den Reifeprozess der Algen und Mikroorganismen begünstigt. Der Fangoschlamm wiederum wird direkt aus dem Euganeischen Becken gewonnen und besteht aus hellblauem Naturlehm (Aluminiumsilikat). Ist der entsprechende Reifegrad erreicht, wird der Fango portionsweise in Eimer durch speziell geschultes Personal (italienisch: fanghini) entnommen und für die therapeutischen Zwecke eingesetzt. Nach der Anwendung wird der Fango wiederverwertet, das heißt, er wird in die Reifebecken rückgeführt und der Reifeprozess beginnt von neuem. Diese Art der Fangoaufbereitung ist sehr platz- und lohnintensiv. Platzintensiv deshalb, weil durch den langen Reifeprozess mehrere Becken vorhanden sein müssen, die wiederum den wechselnden Zyklus der Fangoentnahme gewährleisten müssen. Lohnintensiv deshalb, weil bei dieser Form der Aufbereitung ein Großteil der Arbeiten in Handarbeit durchgeführt wird. Im deutschsprachigen Raum wird die Fangoaufbereitung seit Jahrzehnten maschinell mit einer speziell dafür entwickelten Aufbereitungstechnik durchgeführt.

Die übrigen italienischen Kurorte nutzen ihr eigenes, ortsgebundenes Thermal- bzw. Mineralwasser. Dieses erreicht jedoch nicht die hohe Temperatur des Thermalwassers aus dem Euganeischen Becken. Der Fangoschlamm wird aus einem Gesteinsmehl hergestellt, welches von auswärts eingeführt wird. Anzuführen wären hier z. B. Montecatini Terme in der Toskana und Castel San Pietro Terme in der Emilia-Romagna.

Der anorganische Fango

Im restlichen Europa, explizit im deutschsprachigen Raum wird bei der Aufbereitung des Fangos auf den Reifeprozess verzichtet. Hier sind die Zusammensetzung der Mineralien und die thermophysikalischen Eigenschaften maßgeblich für die Wirkungsweise des Fangos. Ausgangsprodukt des Fangos ist ein Gestein vulkanischen Ursprungs. Diese Definition bzw. Assoziation von Fango mit „vulkanogen“ wurde erstmals 1916 von dem Geologen und Begründer der Balneologie, Konrad Keilhack (1858–1944) verwendet und hat seitdem seinen festen Bestand im deutschen Sprachgebrauch. In seiner Untersuchung zum Thema „Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen“ präzisiert Gerd Lüttig den Begriff Fango wie folgt:

„Der Autor unterstützt die Bestrebung, der Name Fango solle für (Para-) Peloidmaterial gebraucht werden, welches vulkanogenen Ursprungs ist, macht aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass in der klassischen „Fango“-Region keine fanghi, sondern Mudden (und zwar Diatomeengyttjen) appliziert werden. Damit bleiben nur zwei Typregionen für die Verwendung des namens Fango übrig, nämlich die Eifel und der Kaiserstuhl (Eifel-Fango und Freiburger Fango). In der Praxis entsteht durch die Richtigstellung keinerlei Verwirrung, zumal da die italienischen Balneotherapeuten ihr Material schon seit längerer Zeit „Thermalschlamm“ und nicht Fango nennen.“[1]

Abgebaut wird das Vulkangestein in Deutschland u. a. in Bötzingen bei Freiburg am Kaiserstuhl (Phonolith) und in Mendig im Bereich des Laacher Sees sowie der "Gossendorfer Fango" in Österreich in der Region Steirisches Vulkanland.

Das Ausgangsmaterial wird gebrochen, erhitzt und dann feinst aufgemahlen. Hierbei handelt es sich um ein anorganisches Naturprodukt, welches an seinem jeweiligen Bestimmungsort mit ortsgebundenem Brauch-, Mineral- oder Thermalwasser aufgemischt wird. Mancherorts wird es noch angereichert, z. B. mit Radon, Sole oder Schwefel (Schwefelberg-Bad).

Jede Schlammpackung wird nur einmal verwendet, und der verbrauchte Fango wird anschließend umweltgerecht entsorgt. Aufgrund seiner in ihm enthaltenen Mineralstoffe ist er geeignet für eine ökologische Rückführung in den Gartenbau, in die Landwirtschaft sowie zur Kompostierung.

Anwendung

Anwendung einer Fangotherapie

Vor der Anwendung wird das Gesteinspulver mit Wasser zu einem homogenen Brei aufgemischt, dieser auf eine Temperatur von 45 bis 50 °C erhitzt und als so genannte Schlammpackung in einer Schichtdicke von etwa 3 cm auf die erkrankten Bereiche des Körpers aufgetragen. Anschließend wird der Körper zwecks optimaler Wärmespeicherung in Folie, Leinentücher oder Wolldecken eingehüllt. Die Anwendungsdauer solch einer Behandlung liegt zwischen 20 und 40 Minuten, wobei die Wärme des Fangos in das tief liegende Gewebe eindringen kann und dieses somit lang anhaltend und wirkungsvoll erwärmt.

Anwendungsgebiete

Fangos werden unter anderem bei Bindegewebs- und Muskelrheumatismus, chronisch rheumatischen Gelenkerkrankungen, Hexenschuss, Ischialgie, Rücken-, Schulter- und Nackenschmerzen, Spasmen glattmuskulärer Organe, traumatischen Kontusionen und Distorsionen, Sehnenscheidenentzündung, Menstruationsbeschwerden, Muskelverhärtung, Muskelkater, Neurodermitis, Schuppenflechte und Ekzemen angewandt.

Wirkung

Fangos sollen beispielsweise die Förderung der Durchblutung, die Linderung von Schmerzen, die Entspannung der Muskulatur, die Lockerung des Bindegewebes, die Stärkung des Immunsystems und die Ausschüttung von Betaendorphin und des ACTH bewirken.

Wärmepackung mit Fangozusatz

Aus Kostengründen ist man zum Teil dazu übergegangen, Paraffinfangopackungen zu verwenden. Ausgangsstoff hierzu ist ein Paraffinwachs, welches mit einem natürlichen Peloid, z. B. Fango oder Moor versetzt wurde. Diese Packungen sind kostengünstiger, da sie mehrfach verwendbar sind und man ggf. auf die anschließende Dusche verzichten kann. Sie haben jedoch in Bezug auf Modellierfähigkeit und thermophysikalische Eigenschaften klare Defizite gegenüber dem Naturfango.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hochspringen Gerd Lüttig: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 2/3 (2006/07). Deutscher Wissenschafts-Verlag (DWV), S. 435